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Jean Metten - 1884-1971

Wer war denn eigentlich der Namensgeber von unserem „Maler-Metten-Weg“?

Johannes (Jean) Metten wurde am 09.05.1884 geboren und wuchs in seinem Elternhaus, der „Wirtschaft zur schönen Aussicht“, (Ecke Pariser Straße/Ingelheimer Straße) auf.
Er überließ seinem jüngeren Bruder Andreas, nach dem Tod ihres Vaters Philipp, den Vortritt um in den Familienbetrieb einzusteigen und besuchte daraufhin die Mainzer Kunstgewerbeschule.
Sein Studium an der Leipziger Königlichen Akademie, welches darauf folgte, musste er aufgrund des Kriegsbeginns und Jeans Einberufung in den Kriegsdienst unterbrechen. Nach Kriegsende konnte er es erfolgreich absolvieren.
Im Sommer 1921 kehrte er zurück nach Nieder-Olm und nutzte ab spätestens 1933 ein Atelier im Haus an der Ecke Pfarrgasse/Wassergasse.
Da er den Nationalsozialismus aus Überzeugung und christlicher Nächstenliebe ablehnte, versteckte er in seinem Atelier bereits 1933 einen verfolgten Ingelheimer Pazifisten.
Jean lebte eher zurückgezogen und trat nur selten in der Öffentlichkeit auf. Dorfbewohner berichten dennoch; ihn schmunzelnd, mit Baskenmütze und Staffelei unter seinem Arm, durchs Dorf laufend, in Erinnerung zu haben.
Er lehnte ein Angebot, an der Mainzer Kunstschule zu lehren ab, gab aber seinem Neffen Johannes Metten privaten Kunst-Unterricht.
Zu seinem 70. Geburtstag richtete die Gemeinde Nieder-Olm eine große Ausstellung seiner Werke ein.
Jean Metten verstarb im Alter von 87 Jahren am 26.06.1971 in Mainz.
Ihm zu Ehren benannte der Gemeinderat 1973 eine Straße im westlichen Neubaugebiet „Maler-Metten-Weg“.

Der "Rheinhessen-Maler"

Jean Metten lieferte als Landschaftsmaler Aquarelle und Ölgemälde der rheinhessischen Landschaft, sowie herrliche Blumengemälde.
Blicke ins Selztal und der Hügellandschaft von Rheinhessen schienen eines seiner Lieblingsmotive zu sein, wie hier das Gemälde „Blick vom Zornheimer Berg auf Nieder-Olm“, das er in den 1960er Jahren mit Öl auf Leinwand zeichnete.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen seine Domradierungen vom Mainzer Dom, die in den 20er Jahren entstanden sind. Einer seiner Höhepunkte dürfte die Privataudienz im Frühsommer 1930 in Rom bei dem damiligen Papst Pius XI gewesen sein, dem er diese überreichten durfte.
Jean Mettens „Rheinhessen-Kreuzweg“, ist heute in seiner Taufkirche St. Georg Nieder-Olm zu betrachten.
Für weitere Bilder des Malers verweisen wir gerne auf die Website 
https://www.maler-jean-metten.de/  die von familiären Angehörigen des Malers erstellt wurde, welche uns auch dieses Bild zur Verfügung gestellt haben.

Johannes Metten - 1929-2020

Johannes Metten, der Neffe von Jean Metten, wurde am 02.11.1929 in Mainz geboren.
Schon früh an Kunst interessiert wurde er zunächst privat von seinem Onkel Jean Metten unterrichtet, besuchte dann von 1949-1953 die Mainzer Landeskunstschule.
Ab 1954 studierte er dann an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und wurde Meisterschüler es Bronzeplastikers Heinrich Kirchner (1902-1984) von dem er das Handwerk des Wachsauschmelzverfahrens erlernte.
Daraufhin schlug er den Berufsweg zum Bildhauer ein und lernte noch an der Akademie Liesel Metten kennen. 1960 kehrte er, mit Liesel an seiner Seite zurück in sein Elternhaus nach Nieder-Olm, 1961 folgt die Hochzeit.
Das Paar schlug den schwierigen Weg als freie Künstler gemeinsam ein.
Sie errichteten im alten Haus eine Werkstatt in ihrem Hof für Bronzeguss und veranstalteten dort Gussfeste.
1989 folgte ein zweites Atelier in Bacharach, das die Mettens gerne für Ausstellungen anderer Künstler zur Verfügung stellten.
Johannes Metten verstarb am 27.04.2020.

Die "Wasservögel" 1978

Die Skulptur "Wasservögel" ist das erste Werk der Mettens in Nieder-Olm und stammt aus dem Jahre 1978.
Sie wurde im Auftrag vom ehemaligen Stadtbürgermeister Hans-Valentin Kirschner gefertigt.
Die Wasservögel wurden frei in Wachs aufgebaut und in der eigenen Gießerei in Bronze gegossen.
Anlässlich der Rathauseinweihung im Juli 1978 wurde der Brunnen übergeben.
2010 wurde er aufgrund der Umgestaltung des Rathausplatzes verschoben und hat seinen Platz nun vor dem alten Rathaus und der katholischen Kirche St. Georg.
„Zwei Wasservögel, die von einer Wasserfontäne umspült werden, steigen mit ihren Hälsen hoch und nehmen unsere Gedanken und Träume mit nach oben. Ein dritter Vogel, der seitlich ausbricht, soll unsere Erdverbundenheit symbolisieren.“ - Elmar Rettinger

Liesel Metten

Liesel Metten (geb. Ernst) wurde am 26.01.1938 in Recklinghausen geboren.
Sie studierte ab 1957 Bildhauerei in München an der Akademie der bildenden Künste, wo sie Johannes Metten kennenlernte.
Mit ihm zog sie nach Nieder-Olm, ihre Hochzeit feierten sie am 27.07.1961. Es folgten 4 Töchter und 1 Sohn.
Liesel Metten war schon früher stark emanzipiert, es ist die Sprache davon, das sie den ersten Hosenanzug in Nieder-Olm trug, während die anderen Damen Kittelschürze trugen.
Gemeinsam mit Johannes Metten schlug sie den Weg als freie Künstlerin ein, und erschuf Bronzeplastiken, die in Nieder-Olm omnipräsent zu entdecken sind und zum Stadtbild dazu gehören - doch auch in zahlreichen anderen Städten und Ländern stehen.
1970 erhielt sie die Goldmedaille für Plastik bei der 5. Internationale de la Femme in Nizza, 1973 den Förderpreis der Stadt Mainz und 1975 den Förderpreis des Landes Rheinland Pfalz.
2015 wurde sie die Namensgeberin der „Liesel-Metten-Schule“ in Nieder-Olm mit Förderschwerpunkt Motorische Entwicklung.
2016 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Metten den Kunstpreis der Berthold-Roland-Stiftung.
Am 24. Juni 2023 wurde ihre aktuellste Bronzefigur „Schnüffeltier Rudi“ enthüllt und nimmt nun seinen Platz am Eingang der Neuen Kita Weinbergwichtel ein.
Doch auch die anderen bespielbaren Bronzefiguren, wie die Schneckenspur (2001) vor der Ludwig-Eckes-Halle, die Schafherde mit Hirte (1988) am Recey-Platz in der alten Landstraße (ab dann nur noch „Schäfchen“ getauft) oder zB. die Bretzelfresser (1991) in der Backhausstraße sind jedem Nieder-Olmer ein Begriff.

Der Blindenhund 2016

Liesel Metten hat sich schon in ihrer Kindheit Phantasietiere ausgedacht und dabei ist es laut ihren eigenen Aussagen geblieben.
Die Tierbildhauerin gestaltet Geschöpfe die es so nicht gibt, wie unter anderem ihr Projekt von 2016, den Blindenhund.
Sie war von ihrer Kindheit an Tieren näher als Menschen.
Die Namensgeberin der Liesel-Metten-Schule gestaltete 2016 den Blindenhund gemeinsam mit acht Schülern eben dieser.
Die Skulptur sei einen Tastobjekt für Blinde nachempfunden, und war ein Herzensprojekt für die selbst durch Kurzsichtigkeit sehbehinderte Künstlerin und ist das erste Gemeinschaftsprojekt der acht Kinder zu dem Thema „200 Jahre Rheinhessen“. Sie gestalteten die Figuren auf dem Rücken und zusätzlich eine ganze Landschaft mit Liesel Metten in ihrer Projektwoche.
Liesel Mettens Model vom Blindenhund wurde von den Schülern um Bäume, drei Bauernhäuser und ein Trullo ergänzt. Diese Elemente wurden gemeinsam auf dem Rücken der Skulptur platziert.
Gips ist „ihr Material“. Die Styropor-Modelle werden von ihr mit Gips ummantelt und daraufhin in Bronze gegossen.
Der Arbeitsprozess ist in der fertigen Skulptur dadurch erkennbar. Die Gipsstruktur verleiht dem Werk eine außergewöhnliche, nicht wie für Bronze üblich glatte, Oberfläche.

Literaturnachweise

Bunzel. Wolfgang & Frederiksen, Jens (Hrsg.): Liesel Metten. Metamorphosen. Göttingen 2018.

Kölsch, Gerhard: Jean Metten 1884-1971. Ein stilles Leben für die Kunst. Nieder-Olm 2021.

Metten, Liesel: Der Blindenhund. Vom Konzept bis zur Aufstellung. Nieder-Olm 2017.

Metten, Liesel: Die "Wirtschaft zur schönen Aussicht". In: Kirschner, Kuhl, Rettinger (Hrsg.): Nieder-Olm im Herzen von Rheinhessen. Geschichte und Gegenwart. Mainz 2014. S. 183-194.

Minas, Günter: Johannes Metten. Mutationen. Ingelheim 2000.

Neubach, Helmut: Historische Porträts. In: Spiess, Karl-Heinz (Hrsg.): Nieder-Olm. Der Raum der Verbandsgemeinde in Geschichte und Gegenwart. Alzey 1983. S.371-392.

Metten, Liesel: Skulpturenweg in Nieder-Olm. Nieder-Olm 2022.

Dokumentation: Die Tierliesel und ihre Kinder. Von Detlev Kossmann. Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=IKV41DZqVAA

Rettinger, Elmar: https://www.historischer-verein-rheinhessen.de/index.php?id=20617