Presse: Die Laurenziburg soll in Nieder-Olm wieder „aufgebaut“ werden
Allgemeine Zeitung 16.11.2023
Die Laurenziburg soll in Nieder-Olm wieder „aufgebaut“ werden
„Ein außerschulischer Lernort für die Schulstadt Nieder-Olm“. Mit dem Wiederaufbau soll Schülern die Stadtgeschichte näher gebracht werden. Was geplant ist.
Allgemeine Zeitung
16. November 2023 – 02:01 Uhr
Marianne Hoffmann
NIEDER-OLM. Nieder-Olm hat ein ehrgeiziges neues Projekt in Auftrag gegeben. „Wir bauen die Nieder-Olmer Laurenziburg wieder auf“ so der Titel des neuen Projektes, und als Untertitel „3D-Rekonstruktion einer erzbischöflich-mainzerischen Amtsburg“. Angestoßen hat dieses Projekt der Historiker Dr. Elmar Rettinger, der seit 50 Jahren in Nieder-Olm lebt und sich schon lange mit der Geschichte der Stadt befasst.
CROWDFUNDING
Wer sich an der Crowdfunding-Aktion bis zum 11.2.2024 beteiligen möchte, erfährt alle Details unter:
www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/3d-rekonstuktion-laurenziburg
Spendenquittungen können ausgestellt werden.
Nach dem Beschluss der Gemeinde Nieder-Olm und den ersten Zusagen für finanzielle Mittel haben die Stadt und Elmar Rettinger die Nieder-Olmer Bürger zu einem Infoabend in den Ratssaal unter dem genannten Titel eingeladen. Der große Saal des Rathauses war bis auf den letzten Platz besetzt. Vor 220 Jahren stand in Nieder-Olm, wo heute die Pariser Straße durchläuft, das Rathaus und die Burgschule stehen, die alte Laurenziburg. Werner von Eppstein (1259-1284) war der erste Erzbischof, der nachweislich in der Burg gewesen ist. Es gab 14 Burgmannen und einen Amtsmann, der neben seinem Gehalt von 350 Gulden auch Heu fürs Pferd, Brennmaterial und weitere Zuwendungen erhielt. Das Jahresgehalt des Herren würde sich heute auf 350.000 Euro umrechnen lassen.
Die Stadt Nieder-Olm ist heute das Zentrum der Verbandsgemeinde, und in der Vergangenheit verfügte Nieder-Olm als Amtsort des kurmainzischen Amtes Olm über eine Zentralfunktion. Die Laurenziburg war der Kristallisationspunkt der kurmainzischen Herrschaft. Die Burg, die im Bewusstsein der Nieder-Olmer nach wie vor lebendig ist, wurde im 19./20. Jahrhundert komplett abgerissen. Um nicht zu vergessen, sollen die Laurenziburg und Teile ihrer Umgebung auf der Basis des Mascopschen Planes (1577) und weiteren Quellen digital rekonstruiert werden. Dazu wird die Geschichte der Stadt im 16. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht, Burg und Umgebung digital rekonstruiert und das Ergebnis einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dies geschieht in einer Dauerausstellung im alten Rathaus und weiter im Sinne von Virtual Reality auch draußen mithilfe geeigneter Geräte wie Smartphone und VR-Brille. Elmar Rettinger erklärt, dass Bilder, Pläne, Grundrisse und andere Materialien schon jetzt für ein solches Vorhaben ausreichend vorhanden sind.
Mainzer Quellen wurden noch nicht erschöpfend ausgewertet. Im französischen Militärarchiv in Vincennes, wo im Zusammenhang mit der Nieder-Olmer Geschichte noch nie recherchiert wurde, sind weitere Materialien zu erwarten. Das Projekt wird vom Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz (IGL) durchgeführt. Ein Beratergremium steht Elmar Rettinger mit Rat und Tat zur Seite, vor allem bei der Umsetzung in 3D. Dass so ein Projekt teuer ist, war allen von Anfang an bewusst. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 263.700 Euro, abzüglich Eigenleistungen sind es noch 167.500. Dafür hat die Stadt Nieder-Olm 80.000 Euro bereitgestellt und vor wenigen Tagen haben die Stiftung Flughafen Frankfurt/Main 50.000 und die Sparkasse Rheinhessen 2.500 Euro zugesichert. Für die Restsumme von 35.000 Euro werden weitere Sponsoren gesucht und seit gestern wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet.
Elmar Rettinger und die Stadt wünschen sich für die Schulstadt Nieder-Olm mit circa 3000 Schülern einen außerschulischen Lernort, an dem Herrschaft und Alltagsleben in einem kurfürstlich-mainzischen Amtsort des 16. Jahrhunderts erfahrbar werden. Nach Beendigung des Vortrages gab es eine angeregte Diskussion, und viele Freiwillige boten ihre Mitarbeit an.
MH
Marianne Hoffmann