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Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 in Nieder-Olm

In allen Landesteilen der Republik gedenken Menschen heute der Opfer der Reichspogromnacht vor inzwischen 84 Jahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 steckten Nationalsozialisten Synagogen in Brand, plünderten Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen, schlugen Fensterscheiben ein, beschlagnahmten Eigentum. Auch in Nieder-Olm fanden die antisemitischen Ausschreitungen zu diesem Zeitpunkt ihren entsetzlichen Höhepunkt.

Überlieferungen zufolge wurden Geschäftsräume vollständig demoliert. In den Wohnhäusern wurden Bettbezüge aufgeschlitzt, die Federn ausgeschüttet. Niemand griff ein. Sogar Kinder wurden ermuntert, bei der Demolierung mitzumachen. Die Polizei schaute weg. Nach einer Aussage des zu dem Zeitpunkt ehemaligen Bürgermeisters Jakob Sieben sollen Schülerinnen das Klavier von Otto Mayer mit einem Hammer bespielt haben. Nach der Vertreibung der verbliebenen jüdischen Mitbürger setzte die planmäßige Verteilung des jüdischen Vermögens ein. Dieses wurde beschlagnahmt und versteigert.

1930 lebten 18 Personen jüdischen Glaubens in Nieder-Olm. Im November 1938 waren es nur noch 14. Die Synagoge war zu diesem Zeitpunkt bereits verkauft worden. Bis zu ihrer Zerstörung durch Luftangriffe im Jahr 1945 diente sie als Lagerhaus. Die im Dritten Reich in „Mittelgasse“ umbenannte „Synagogengasse“ trägt diesen Namen bis heute.

Im Dezember 1939 gab es in Nieder-Olm keinen einzigen Mitbürger jüdischen Glaubens mehr. Heutige sichtbare Zeichen für das Leben von Juden in Nieder-Olm sind der jüdische Friedhof, die Gedenktafel in der Mittelgasse sowie die Stolpersteine. Sie halten die Erinnerung an ein Leben der jüdischen Gemeinde in Nieder-Olm wach.

 

Text: Stadtarchiv Nieder-Olm

Quellen: Peter Weisrock, Elmar Rettinger, Anton Weisrock: Nieder-Olmer Dokumentationen 1 – Die jüdische Gemeinde von Nieder-Olm. 4. Aufl. 2017

 

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